Tasmanische Teufel können sich im Kampf beim Rivalen mit Krebs anstecken. Doch könnten Krebszellen auch von Mensch zu Mensch übertragen werden? Das erklärt unsere Kolumnistin.
Zwei Tasmanische Teufel stehen sich angriffslustig gegenüber.

© CRAIGRJD / GETTY IMAGES / ISTOCK (AUSSCHNITT)
Tasmanische Teufel sind Einzelgänger. Wenn zwei Exemplare aufeinandertreffen, gibt es deshalb schnell Streitigkeiten, bei denen die Tiere sich gegenseitig beißen. Dabei können Krebszellen übertragen werden.

Durch die Coronapandemie sind übertragbare Erkrankungen stark in den öffentlichen Fokus gerückt. Manchmal werde ich gefragt: Ist Krebs eigentlich auch ansteckend? Zunächst einmal vorweg: Krebszellen entstehen aus den eigenen Körperzellen. Sie sind keine Eindringlinge von außen und sind nicht infektiös. Deshalb muss man keine Berührungsängste gegenüber Krebspatientinnen und -patienten haben: Sie sind nicht ansteckend. Direkte Übertragungen von Krebszellen beim Menschen sind in der Literatur nur äußerst selten beschrieben – in welchen Fällen es dennoch dazu kommen kann, erkläre ich in einem späteren Abschnitt

Tasmanische Teufel übertragen Krebs mit Bissen

Anders sieht es jedoch im Tierreich aus: Hier sind mehrere Beispiele von übertragbaren Krebserkrankungen bekannt, beispielsweise beim Tasmanischen Teufel. Ein nicht geringer Teil der Tiere leidet an der so genannten Devil Facial Tumor Disease, einer Krebserkrankung, die das Gesicht befällt. Kämpft ein solch betroffenes Exemplar mit einem Artgenossen und beißen sie sich gegenseitig ins Maul, kann sich der Krebs tatsächlich übertragen. Das ist nur möglich, weil die Krebszellen durch die Bisse direkt im Gegenüber »eingepflanzt« werden. Seit die Krankheit 1996 entdeckt wurde, hat sich die Anzahl der Tasmanischen Teufel innerhalb von zehn Jahren um mehr als 80 Prozent dezimiert. Mittlerweile erholen sich die Populationen allerdings wieder. Auch bei Hunden ist eine übertragbare Krebserkrankung, das Sticker-Sarkom, bekannt: Der Krebs befällt die äußeren Geschlechtsorgane der Tiere und kann durch Geschlechtsverkehr oder durch Lecken an den betroffenen Stellen auf ein anderes Tier übertragen werden. Auch hier geht man davon aus, dass sich Tumorzellen über kleinste Wunden in die Schleimhaut einnisten. Bei der Sandklaffmuschel existiert eine Form von übertragbarem Blutkrebs. Da Muscheln keinen direkten Kontakt zueinander haben, werden die Krebszellen vermutlich durch das Wasser von Muschel zu Muschel transportiert.

Krebsübertragung bei Menschen sind Einzelfälle

Nun zu den wenigen Fällen aus der Literatur, bei denen Krebs von Mensch zu Mensch übertragen wurde: Falls beispielsweise ein Organ eines Spenders von Krebs befallen ist, aber bislang unentdeckt geblieben ist und einem Empfänger transplantiert wird, so kann dieser womöglich ebenfalls an Krebs erkranken. In den bislang beschriebenen Fällen konnten sich die Krebszellen vermutlich in dem fremden Körper ausbreiten, weil die Empfänger Medikamente einnahmen, die das Immunsystem bremsten, um das Risiko einer Abstoßung des neuen Organs zu verringern. Aus diesem Grund sind Menschen, die Krebs haben oder hatten, in Deutschland von der Blut- und Organspende ausgeschlossen. Krebsübertragungen durch Bluttransfusionen sind bisher nicht bekannt. Auch ist ein Fall eines Chirurgen veröffentlicht worden, der sich während einer Krebsoperation mit dem Skalpell an der Hand verletzte. In den darauffolgenden Wochen entwickelte sich eine Schwellung an dieser Stelle. Eine Untersuchung zeigte, dass es sich um dieselbe seltene Krebsart wie die des Patienten handelte. In einem anderen Fall verletzte sich eine Labormitarbeiterin an einer Nadel, an der Tumorzellen klebten, und entwickelte an der Einstichstelle eine Krebserkrankung.

Seltene Krebsübertragung während der Geburt

Japanische Wissenschaftler berichteten von zwei Fällen von Kleinkindern mit ungewöhnlichen Lungentumoren. Bei den Müttern der beiden war nach der Geburt Krebs am Gebärmutterhals festgestellt worden. Untersuchungen zeigten dann, dass es sich bei den Lungentumoren um Krebszellen der Mütter handelte. Vermutlich hatten die Kinder die Zellen während der Geburt durch den Gebärmutterhals eingeatmet. Weil das Immunsystem der Neugeborenen noch nicht voll ausgebildet war, konnte es die fremden Zellen wohl nicht erkennen. Dass Krebserkrankungen während der Schwangerschaft oder Geburt übertragen werden, ist extrem selten. All diesen Fälle ist gemeinsam, dass Krebszellen direkt in einen meist immungeschwächten Körper übertragen wurden. Bei Millionen Krebskranken auf der ganzen Welt sind nur wenige solcher Fälle beschrieben. Im Alltag geht also keinerlei Ansteckungsgefahr von Krebspatientinnen- und -patienten aus.

blank

Der Tasmanische Teufel wird seit etwa 30 Jahren durch aggressiven Gesichtskrebs bedroht. Doch überraschenderweise zeigen einige isolierte Exemplare bereits Immunreaktionen. Können die Beuteltiere den Krebs besiegen? © AFP, DPA

.

(mfe)

Source: Krebsübertragung: Ist Krebs ansteckend?
https://www.youtube.com/watch?v=-5NfQBfeIIQ
https://www.youtube.com/watch?v=TfCcWLe-44Q

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 KOMMENTARE
Inline-Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen